Mittwoch, 20. Dezember 2017

Parents Night Out - Levi allein Zuhaus

Zweisamkeit. Was war das gleich nochmal?
Mal eben kurz im Duden nachschlagen.


Zwei|sam|keit, harmonisches, oft romantisches Zusammensein von zwei Personen, ohne störende andere Personen



Nein, selbst nach zwei mal durchlesen leuchtet mir keines der Wörter ein. Da blitzt keine Glühbirne auf über meinem Kopf. Nicht mal eine ganz kleine LED. 

Zu lang her. 
Da fragt man sich schon, ob man das überhaupt noch kann - harmonisch Beisammensitzen. ZU ZWEIT! Ohne ständiges automatisiertes Kindermund Abwischen, Essen vom Fußboden auflesen und Aufpassen das der Teller auch ja an seinem Platz stehen bleibt. Heute Abend wird sich raus stellen ob wir als Eltern- Paar noch Date- tauglich sind. Die Spannung steigt ins Unermessliche.

Levi bleibt heute Abend also das erste mal alleine bei Oma und Opa. 

Alles liegt griffbereit im Wohnzimmer, so dass Oma und Opa (hoffentlich) so wenig Stress wie möglich erwartet: ein Ersatz- Schlafanzug, ein zweiter Schlafsack, zwei Windeln, Feuchttücher, Zahnbürste, Lieblingsbuch. 
Auf die "Wie man das Baby am besten beruhigt"- To-Do-Liste hab ich dann doch verzichtet. Man vergisst schnell, das `Großeltern sein` bedeutet, dass sie ja auch selbst mal irgendwie mindestens(!) ein Baby gehabt haben müssen. In diesem Fall waren es sogar vier! Und die sind alle samt ganz hervorragend groß geworden. Also Mutti, aufatmen! 

Halb Acht, das Kind liegt im Bett und trinkt seinen Schlaftrunk - Der perfekte Zeitpunkt um unauffällig zu verschwinden. Schnell noch ein bisschen Maskara auf die Wimpern und los gehts. Früher hätte mich das Fertig machen mindestens zwei Stunden gekostet, heute kann man das Wort Stunden durch Minuten ersetzen. 

Noch 10 Minuten bis der Bus kommt. Schnell noch die Wickeltasche greifen. Ach Nein, brauch ich ja gar nicht. Und auf einmal fällt mir auf wie leicht so eine Handtasche doch ist. 

Auf dem Weg zur Haltestelle höre ich das Kind im Ohr weinen und versuche es innerlich zu beruhigen. Gar nicht so einfach vom Mama- Modus in den Date- Modus umzuschalten. 
Bus kommt. Als ich in meiner Jacke nach Bargeld für den Fahrschein greifen will, fällt mir ein Brio- Zug aus der Jackentasche. Ob der Busfahrer das wohl auch akzeptiert? Wohl kaum. Zum Glück hat Papa sein Portemonnaie griffbereit. (Papa... Ich meine Elias! Wir haben ja auch noch richtige Namen. Hatte ich schon fast vergessen. Wird Zeit diese heute Abend mal wieder zu benutzen.)
Und Elias(!) hat auch noch mehr nützliche Sachen griffbereit. Ein Dosenbier! 
Das hilft sicher um Abzuschalten. Im Bus Richtung Großstadt mit Dosenbier in der Hand - noch einmal wie 16 fühlen. Irres Gefühl! Prost.

Im Restaurant angekommen suchen meine Augen unterbewusst schon nach dem Tripp Trapp Stuhl. Zum Glück kommt sofort die nette Bedienung die mich freundlich daran erinnert das wir einen Tisch für zwei reserviert haben.

Uns erwartet heute Abend ein 5 Gänge Menü. Und zu jedem Menü gibts das passende Glas Wein. 
Nach dem zweiten Glas merke ich, wie ich langsam albern werde. Nach dem dritten realisiere ich, das es schon 22 Uhr ist und meine Augen langsam aber sicher schwerer werden. Apropos - Ob das Kind zuhause wohl schläft?

Vor so einem langersehnten Date freut man sich schon Tage vorher auf so viele Themen für die man dann endlich Zeit hat sich in Ruhe zu unterhalten. Und über was unterhält man sich dann wirklich? Über die Zahnschmerzen des Kindes und das der nächste Wachstums- Schub laut Baby- Ratgeber in Kürze ansteht. 

ABER ich weiss nicht, wann ich das letzte mal mit so viel Achtsamkeit mein Abendessen zu mir nehmen durfte. Das gibt "Slow Food" eine ganz neue Bedeutung. 
Nach dem dritten Gang (und Wein) wirken wir von außen betrachtet auf einmal viel entspannter und finden auch so langsam andere Themen unabhängig vom Kind zuhause. Und so langsam kann man sich auch wieder an die Zeiten ohne Kind erinnern. Da war ja mal was!
Aber trotz alle dem, ich möchte auf keinen Fall die Zeit zurück drehen, so schöne diese auch war. Viel zu sehr vermisse ich nach mittlerweile 2 Stunden Abstinenz mein Baby, welches Zuhause bei Oma und Opa hoffentlich entspannt im Bett liegt. Aber das Dessert wirft mich dann doch nochmal kurz zurück ins Hier und Jetzt und lässt mich die ruhigen Momente der kostbaren Zweisamkeit genießen. 
Und einer der positiven Nebeneffekte vom oft so gestressten Eltern- sein ist ja der, dass man solche Dates dann umso mehr geniest und auskostet. Und da kommt auch schon das Wein Glas fünf von fünf!
Prost Papa. Auf uns!



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