Mittwoch, 12. Juli 2017

Daddy Cool


Dadn.

1. Father, guardian, protector, carer, friend 2. teacher, 
mentor, coach, task master, listener 3. sports fanatic, mower man,
king of corny jokes and crap facts, taxi, bank, part-time fun guy, part-time fun police 
4. tough on the outside, soft in the middle 5. best dad a kid could ask for




Heute morgen bin ich über einen Zeit.de - Artikel gestolpert, der mir erstens ein "oh, ertappt!"- Gefühl vermittelt hat und zweitens einen ordentlichen Denkanstoß verpasste. Die Überschrift lautete: "Männerrollen in der Familie: Der Vater muss zwischen Mutter und Kind treten". 
Zugegeben, dachte ich erstmal "so ein Quatsch" und "bei uns ist das nicht so".
Aber umso länger ich darüber nachdachte und mich mit einer anderen Mama darüber austauschte, desto mehr wurde mir bewusst: Doch!

Anhand von Beispielen aus unserem Alltag möchte ich euch verdeutlichen warum ich mich ertappt gefühlt habe und was ich gern an meiner Rolle als Mutter ändern möchte.

Jedoch gleich eins vorne weg, zu meiner Persönlichkeit zählen zwei wesentliche Dinge die meinen Alltag im Haushalt mit Kind stark beeinflussen: strukturiert und ordnungsliebend. Daher erkennt sich vielleicht nicht sofort jede Mutter in meinem Artikel wieder. Aber ich bin mir fast sicher bei ein, zwei Textpassagen wird auch bei euch eine Gedankenblase über dem Kopf aufploppen in der ganz groß ERWISCHT! geschrieben steht.

In unserer Familie ist es so, dass mein Freund 40h in der Woche auf Arbeit ist und ich mit Levi zuhause bin. Bis Oktober bin ich noch in Elternzeit. Was danach kommt ist ein 
anderes ( für mich schwieriges ) Thema über das ich mir auch bald Gedanken machen muss. Aber das wäre schon wieder ein neues Blog- Thema wert.

Ich verbringe also 24h am Tag mit meinem Baby. 7 Tage die Woche. Bei meinem Freund ist das anders und ich bin mir ziemlich sicher, dass fällt ihm nicht leicht.
Wenn man dann Nachts noch aus dem Tiefschlaf gerissen wird, weil das Baby nebenan vermeintlich pupsen und das mit herzzerreißendem Weinen mitteilen muss ist man ja so schon nicht mit bester Laune ausgestattet. Wenn es dann auch nicht mit einem Schnuller oder einer Flasche warmen Milch zu beruhigen ist, macht das die Situation nicht gerade besser. So gerät man schon mal an die Grenzen seiner Nerven und als Paar schnell aneinander. 
Normalerweise ist es bei uns so, das ich in der Woche die "Nachtschichten" Zuhause übernehme. Es ist für mich selbstverständlich, dass ich da meinem Partner den Rücken freihalte. Somit bin ich routiniert was die Reihenfolge meiner Beruhigungsmaßnahmen anbelangt. Wenn dann am Wochenende mein Freund übernimmt plagt mich dennoch ein schlechtes Gewissen wenn ich im Bett liegen bleibe. Dann schießen einem auch ganz unbewusst Gedanken durch den Kopf wie "wenn er es so und so machen würde, dann würde Levi wahrscheinlich schon lange wieder schlafen" oder "wenn ich aufstehe und übernehme können alle Beteiligten schneller wieder ins Bett". Meistens übernehme ich dann auch. Und dabei stellt sich die Frage: helfe oder belaste ich meinen Freund damit? Denn so wird er garantiert keine eigene Routine finden unser Kind zu beruhigen. 

Aber vielleicht ist es gerade das was ich nicht kann. Kontrolle abgeben und meinen Freund die Situation so gestalten lassen wie er es in dem Moment für richtig empfindet. Vielleicht möchte ich, dass nach meinen Vorstellungen gehandelt wird. Das er es so macht wie ich. 
Und genau DAS ist der große Fehler!

Dieser Fehler lässt sich auch in anderen Situationen gut widerspiegeln.
Zum Beispiel beim Brei geben. Gerade in der Zeit als Levi gelernt hat Brei zu essen habe ich den Löffel ungern aus der Hand gegeben. Eben weil man das Gefühl hatte, man kann es selbst am besten und ist so schneller durch mit dem Füttern. Natürlich immer auch im Hinterkopf die gefühlt 100 anderen Aufgaben im Haushalt die man vermeintlich unbedingt heute alle noch schaffen muss. 
Oder beim Wickeln. Gerade jetzt wo Levi richtig aktiv wird und nicht mehr an einem Fleck bleiben will, vor allen Dingen nicht beim Windelwechsel geschweige denn An- und Ausziehen. Da fühlt man sich manchmal wie David gegen Goliath. 
Und auch hier wieder: Mittlerweile habe ich mir routinierte Handgriffe angeeignet die das zappelnde Baby bändigen. Und so übernimmt wieder Mutti, und das nicht weil sie es muss sondern aus eigenen Stücken. 

Viel zu oft erwische ich mich beim Aussprechen von lautgedachten Sätzen wie:
"Mach lieber weniger Brei auf den Löffel" , "Zieh die Windel lieber im Sitzen an" , "Nicht so viel rumalbern beim Essen" , "Jetzt lass ihn doch mal".
Und keiner dieser Sätze soll meinem Freund vermitteln dass er es falsch macht. Tun sie aber. Und viel zu selten mache ich mir darüber Gedanken ob das nicht auch weh tun kann. 

Es fällt mir unglaublich schwer einen geeigneten Mittelweg zu finden zwischen Aufgaben abnehmen und Kontrolle abgeben. Ich habe auch ständig das Gefühl unter Strom zu stehen und  alles im Griff haben zu müssen. Dabei zwängt mir dieses Gefühl keiner auf, keiner löst den Druck auf mich aus. Das bin ich selbst. 
Und die Tatsache, das ich immer eine ordentliche Wohnung vorfinden möchte und kein schmutziger Teller in der Spüle stehen darf, vereinfacht die Situation nicht. 

Was ich daraus lerne ist, dass ich auch mal alle viere gerade sein lassen muss. 
Den Druck im Kopf ausschalten. 
Abwasch stehen lassen. Den riesigen Haufen Bügelwäsche im Hauswirtschaftsraum gekonnt umgehen. Die Kaffeemaschine die dringend entkalkt werden muss zu ignorieren. Und das Spielzeug- Wirrwarr auf dem Boden einfach mal liegen lassen. Und auch der Müll darf morgen erst weg gebracht werden, er hat es nicht eilig.
Letztendlich Papa und Sohn einfach mal machen lassen. Denn ich weiss im Inneren ganz genau, dass ich im Nachhinein eines besseren belehrt werde. Das Levi auch glücklich ist, wenn er seine frische Windel 2 Minuten später am Po hat. Dass das Brei essen noch mehr Spaß macht wenn er überall klebt. Das Levi auch nachts gern über Papas Witze lacht und trotzdem wieder in den Schlaf findet. 
Denn Levi hat den besten, tollsten, schönsten, liebenswertesten, sorgsamsten und witzigsten Papa den er sich wünschen kann. Und ich den besten Partner an meiner Seite, ohne den der Alltag nicht halb so schön und lebenswert wäre. 
Und wenn ich doch mal wieder alles besser wissen möchte:

Keep calm and daddy on!

You rock!






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