Samstag, 15. September 2018

Vegetarier müssen draussen bleiben

So oder so ähnlich sollte man einen kurzen Warnhinweis an die Tür der Kindertagesstätte hängen, um die es im folgenden Blogpost geht. Mein Kind wurde abgelehnt. Ausgesondert. Weil es kein Fleisch isst. Und ja, ich muss direkt noch einen Schluck beruhigenden Kamillen- Tee aus meiner großen Tasse nehmen um meiner Wut in diesem Text nicht all zu großen Spielraum zu überlassen.
Und um diese übrig gebliebene Wut vielleicht doch noch in etwas positives verwandeln zu können hab ich beschlossen den Vorfall nicht ungehört zu lassen und meine (wirklich enttäuschende!) Erfahrung mit euch zu teilen. 

Um gleich am Anfang jede mögliche Angriffsfläche aus dem Weg zu räumen: mir geht es hiermit nicht darum um die richtige Ernährungsweise zu streiten - darüber sollte sich meiner Meinung nach jeder seine eigene Meinung bilden, essen worauf er Lust hat und glaubt was seinem Körper gut tut - und ich möchte definitiv nicht urteilen. Was ich aber möchte ist, diesen Vorfall zur Diskussion zu bringen, zum Nachdenken anregen und möglicher Weise diesen Post als Fläche für Erfahrungsaustausch nutzen. 

Und jetzt schnell noch den nächsten warmen Schluck Tee, gönnt euch ruhig auch noch fix einen. Kann nicht schaden. 

So kann´s gehen:

Nach langer Recherche und Wartezeit einen geeigneten Kita- Platz in Dresden zu finden, sind wir vor ein paar Wochen an eine kleinere Kita eines freien Trägers vermittelt worden. Das Kennenlern-Gespräch war durchaus sehr nett, die Einrichtung hatte uns vom Äußeren sofort überzeugt und besonders das pädagogische Konzept, dass jedes Kind in seiner Entscheidung frei sein darf und die Gleichstellung aller Kinder an erster Stelle steht hat uns als Eltern total überzeugt. Das ist das wofür wir stehen. Wir sind also mit einem fast schon beflügelten, positiven Gefühl raus aus dem Gespräch und waren uns bereits nach einigen Minuten des Nachhause Gehens sicher: dieser Kita sagen wir zu.
Gesagt, getan. Nach ein paar vergangenen Tagen habe ich eine liebe Mail an die zwei Leiter der Kita geschrieben, wir haben uns entschieden und dass wir uns freuen unser Kind hier anmelden zu dürfen. 
Dann die Antwort- Mail der Einrichtung, die mich eine Stunde lang hat fassungslos in meinen Pulli heulen lassen. Kurzumschreibung: "Da Ihnen eine vegetarische Ernährung Ihres Kindes wichtig ist, haben wir im Team beschlossen Ihr Kind nicht in unseren Kindergarten aufzunehmen." Man wolle damit möglichen Konflikten aus dem Weg gehen. Mein Kind wurde abgelehnt weil es kein Fleisch isst. Das musste ich erstmal ein paar Tage sacken lassen um das ganze überhaupt mit eigenen Worten wiedergeben zu können. Um auch nochmal klarzustellen: das Catering der Kita hätte kein Problem damit gehabt, eine Portion ohne Fleisch anzurichten. Es geht hier lediglich um eine Werteeinstellung.
Und zwar um eine, die ich zutiefst unmoralisch finde. Um eine, die mit Toleranz und Offenheit für "andere" Lebensweisen nur sehr wenig am Hut hat. Die Diskussionen aus dem Weg geht, um den einfachsten Weg zu wählen. Die den Kindern nur den "einen richtigen Weg" vorgibt. 
Mir hat sich relativ schnell die Frage gestellt, was denn gewesen wäre, wenn mein Kind aus religiösen Gründen kein Fleisch essen würde? Was, wenn mein Kind aus einer jüdischen Familie käme. Oder aus einer muslimischen. Oder: was wäre, wenn mein Kind eine Allergie hat gegen bestimmte Lebensmittel? Würde man sich dann auch den einfachsten Weg suchen und aussondern? Und ich schreibe hier ganz bewusst aussondern, denn im Nachhinein war mir nicht bewusst das sich eine Kindertageseinrichtung ihre Kinder nach Ihren Wunschvorstellungen aussuchen kann. Wie in einem Bewerbungsverfahren. Man stelle sich vor, eine Schule würde nach den Essessgewohnheiten eines Kindes fragen bevor sie das "ok" für seine Bildung an dieser Schule gibt. 

Spätestens jetzt hilft auch der Tee nichts mehr, ...

Natürlich habe ich das Geschehnis bereits der zuständigen Vermittlungsstelle in Dresden gemeldet. Und ja, Dresden schmückt sich ja auch abseits des Themas nicht gerade mit dem Privileg Toleranz und Weltoffenheit. Von daher kann ich nur hoffen das meine Mail bei der Richtigen Bearbeiterin auf dem Schreibtisch landet und Gehör findet. 
Aber auch das reicht mir nicht, ich möchte zu mehr lauter Stimme aufrufen. Ich möchte, das es gar nicht mehr dazu kommt über das Essenverhalten der anderen zu urteilen. Ich denke, das man in dieser Gesellschaft schon genug in anderen Sachen einen Stempel aufgedrückt bekommt, muss man dann auch noch auf den Teller der anderen schauen? Bewerte ich jetzt einen Menschen, ob er auf seinem Brot eine Scheibe Käse liegen hat oder nicht? Ob er sich auf seinen Grill eine echte Thüringer schmeisst oder doch lieber ein Soja Würstchen? Nein, danke. Ich will das so nicht. Und was ich erst recht nicht will ist, das mein Kind auf Grund seiner Essgewohnheiten zuhause bleiben muss und ich nicht arbeiten gehen kann, da eine andere verfügbare Pflegeeinrichtung in einer Stadt mit knapp bemessenen Kitaplätzen nicht auffindbar ist. 

Was mir an dieser Stelle auch noch wichtig ist zu sagen: Natürlich finden wir es FÜR UNS richtig, keine Tiere zu essen. Keiner krempelt sein Leben ohne Grund einfach so auf eine pflanzenbasierte Ernährung um. Und natürlich sind wir Vorbilder für unser Kind, auch am Essenstisch. Aber: ich lasse es meinem Kind jederzeit offen, ob es anderswo zum Kindergeburtstag eine Wiener essen will zum Kartoffelsalat oder nicht. Unser Kind darf natürlich frei entscheiden was es essen mag, sobald es überhaupt fähig ist sich darüber Gedanken zu machen was seiner Meinung nach gut ist und was nicht. Und so lang übernehmen wir das. Das ist wohl hoffentlich in allen Augen
das natürlichste der Welt, was Eltern für Ihre Kinder tun können: Verantwortung tragen, Werte vermitteln und Vorbild sein.

Danke für euer offenes Ohr. 
Spread the word!





Montag, 29. Januar 2018

Slow Family - don´t hurry, don´t worry


Du sagst, dass dir der Kopf wehtut

Ich sag, meiner steht in Flammen
Du sagst, du bist so müde
Ich sag, mir ist schlecht (...)


Du sagst, komm, wir schieben heute alles
Den Kindern in die Schuhe
Du sagst, ich sehe doch toll aus
Ich sag, Mann, lass mich in Ruhe


- Judith Holofernes



Na, Mutti? Kommt dir bekannt vor, nicht wahr?
Kein Wunder, war ja auch eine Mutti die diese Worte auf Papier gebracht hat. Als ich diesen Song von der ehemaligen "Wir sind Helden" - Sängerin und zweifach- Mama das erste mal gehört habe, hab ich mich in jeder einzelnen Lied-Zeile wieder gefunden. Dabei muss ich ja ganz offen zugeben, dass ich nicht halb so viel gestresst bin wie Frau Holofernes, die neben dem alltäglichen Rasselbande Hüten noch mit dem Tour-Bus die Bühnen Deutschlands beseelt. 
Und trotzdem fühl ich mich in manchen Momenten im Alltag mindestens genau so gelähmt und dem Löwen namens "Zeit" zum Fraß vorgeworfen. 
Aber wieso ist das so? Was ist das für ein Phänomen, dass man sich ständig unter Zeitdruck fühlt. 
Schnell das Kind anziehen, schnell noch zum Supermarkt, schnell die Tüten einpacken, schnell nach Hause. Und jetzt aber ganz schnell das Essen machen, sonst bekommt das Kind einen Tobsuchtsanfall vor Hunger (als würde ich es jemals verhungern lassen). In solchen Situationen fehlt mir ganz oft ein kleines Männchen, welches mir auf die Schulter tippt und sagt: "Ey, fahr mal`nen Gang runter, Mutti!". So ein kleines Männchen gibt´s leider nicht, aber man kann es sich ja imaginär immer wieder in´s Leben rufen. Ich persönlich nenne mein kleines schlaues Männchen "Achtsamkeit". Und wie mir das im Alltag hilf dürft ihr hier gern nachlesen.


slow routine


Der beste Helfer in meinem Alltag als Mama eines Einjährigen heisst: Vorbereitung. Vorbereitet sein, das nimmt unheimlich den Stress aus so vielen Situationen. Um dazu ein kleines Beispiel zu benennen: 
Wenn Levi hunger hat, dann ist es ruckzuck vorbei mit der guten Laune. Dann fliegen kleine Holzautos durch die Küche, es wird sich auf den Boden geschmissen und Mama wird mit dem herzerweichenstem Schmollmund ever bestraft. Kurzum: da ist der Spaß vorbei. (Von wem er das wohl hat!? Lassen wir das.) Die Lösung für unser Problem heist: Essen vorbereiten. 
Am Vorabend bereite ich meist schon einen kleinen Teller mit aufgeschnittener Kiwi und Banane vor, sodass ich diesen am nächsten Morgen dem hungrigen Kind (hat ja auch die ganze Nacht nichts essen dürfen) nur noch servieren muss. So kann ich dann ganz in Ruhe mein Frühstück zubereiten, Kaffee kochen, Brote aufbacken, etc. Das gleiche gilt übrigens für nach dem Mittagsschlaf oder nach dem einkaufen. Oder besser noch: Während dem Einkaufen. Ich hab meistens eins, zwei Kekse oder eine kleine Packung Rosinen griffbereit in der Mantel- Tasche. Ich sags euch - das kann Leben retten!
Ergo: man sollte vermeintlichen kleinen Tragödien also immer einen Schritt voraus sein. 
Was ich auch als sehr wichtig empfinde ist: Differenzieren. Und somit den Druck aus dem gegebenen Umstand nehmen. Ein paar Beispiele: das Kind reisst sich draußen aller drei Minuten die Mütze vom Kopf. - Ist es gerade wichtiger warme Ohren zu haben als der Gemütszustand von Kind (und Mutti)? Nein. Die zehn Minuten bis wir wieder im warmen sind werden schon nicht das Kind zum Erfrieren bringen. Kommt ja nicht ständig vor. 
Anderes Beispiel: Zähne putzen. Wer kennt es nicht, das tägliche Drama das Kind dazu zu bringen, den Mund zu öffnen um Karius und Baktus den Kampf anzusagen. Lieber gebe ich als Elternteil klein-bei als das Kind mit aller Kraft festzuhalten und so im schlimmsten Fall womöglich noch ein kleines Trauma auszulösen. 
Von einmal Zähne putzen wird schon kein Milchzahn schwarz anlaufen. Ich sehe meinen lieben Schwiegerpapa (Zahnarzt!) innerlich schon stöhnend und entsetzt die Augen rollen. Ein "Hallo" nach Finnland an dieser Stelle ❤ !
Aber auch hier gilt natürlich wieder: Ausnahmen bestätigen die Regel!
Zusammengefasst lässt sich das auf so viele Momente widerspiegeln. Und das nicht nur im Bezug auf das Kind, sondern auch auf sein eigenes Ich. Was genau ist mir gerade wichtig? Und: ist mir der Ärger den ich innerlich gerade ausbrüte es eigentlich wert? Würde ich mich in drei Wochen zurückblickend immer noch darüber ärgern? Eben!






slow eating


Zurückblickend hat sich mein Ess- Verhalten seit `Levi Geburt`um 180 Grad gedreht. Wenn ich damals nach 9 Stunden hinterm Verkaufs- Tresen stehen, endlich mit schmerzenden Füßen die Haustür aufschließen durfte, hab ich auch schnell mal die "Ja!"- Lasagne für 1,99 Eur in den Ofen geschmissen. Wenn ich gegenwärtig nur dran denke wird mir ganz anders in der Bauchgegend. 
Nicht nur das Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Gesundheit meines Kindes und meiner Eigener, sondern auch das Bewusstsein für meine Umwelt und die Natur ist auf meinem persönlichen Prioritäten- Barometer spürbar in die Höhe gesprungen. Mittlerweile achte ich beim Wocheneinkauf sehr darauf, dass die Sachen die im Einkaufswagen landen nachhaltig und "organic" hergestellt wurden. Sprich, ich freu mich wenn ich meinem Körper etwas Gutes tun kann und noch ein paar Nährstoffe im Gemüse vorhanden sind. 
Du bist was du isst! Hinter diesem Satz steckt viel mehr Wahrheit als man denkt.
Und neben dem nicht zu unterschätzendem Effekt der Umwelt damit einen kleinen Gefallen zu tun, macht es mir um einiges mehr Spaß durch den hübsch sortierten Bio- Markt zu schlendern als mich durch reizüberflutende Supermarkt- Regale zu wuseln. Und nebenbei kann man sich noch mit der Laden- Besitzerin über Rezept- Ideen austauschen. Und wo bitte schön kann man das heute noch, ohne dass hinter einem schon der nächste (vermeintlich gestresste) Kunde mit dem Einkaufswagen in die Versen fährt, damit´s "endlich" vorwärts geht. 
Wenn mich eine Sache so richtig entspannt, dann ist es kochen. Und vor allem: Schnippeln! Ich schnibble für mein Leben gern! Darf man das eigentlich auch sein Hobby nennen? Aber ganz im Ernst: es erdet mich unheimlich an nichts anderes denken zu müssen als daran, dass ich die Karotte in dünne Streifen schneiden muss. Oder Kartoffeln schälen! Love it.
Wenn man Dinge mit der Hand tut, hat der Kopf Pause. Achtsamkeit ist hier wieder das Zauberwort. Und nichts isst man achtsamer, als das, was man mit den eigenen Händen zubereitet hat. 
Aber auch hier bestätigt die Regel wieder mal die Ausnahme. Wenn wir einen busy Tag hatten, das Kind am Abend einfach keine Geduld mehr hat und einfach was im Magen braucht um die Laune einigermaßen zu retten, dann gibt´s auch mal schnell ein Hipp- Glas und für Mama und Papa ´ne Ristorante. 





slow nature


Ich glaube ich habe noch nie so viel Regen- Wetter erfahren dürfen, wie hier in Friesland. Und manchmal geht er mir auch ganz schön mächtig auf den Keks, ich will euch nichts vormachen. Aber, wie einem der super-schlaue Spruch "Es gibt kein schlechtes Wetter - nur schlechte Kleidung" schon vermitteln lässt, ist das auch wieder eine Frage des Betrachtens. Denn wenn ich mir meinen Friesen-Nerz und meine Regenstiefel anziehe und draußen mit Levi in eine übergroße Pfütze hüpfe, dann sieht der Himmel über uns plötzlich gar nicht mehr so grau aus. 
Als wir vor ein paar Tagen genau an einem solchen Tag draußen spazieren waren, hab ich mich dabei erwischt wie ich zu Levi sagte: "Nicht in die Pfütze mit den Fingern!" und gleichzeitig hab ich mich gefragt: Warum denn eigentlich nicht? Was soll denn passieren, um Himmels Willen? Höchstens das seine Abwehrkräfte gestärkt werden. Also, her mit dem Dreck! Wozu gibt´s denn außerdem Badewannen?
Ein Spaziergang durch den Wald kann meine am Morgen noch trübe Laune richtig beseelen und wieder aufhellen lassen. Und wenn es mir schon so geht, wie soll es dann einem Kleinkind erst gehen, das jedes kleine Blatt am Zweig drei mal dreht und wendet und als neue Erfahrung begeistert in sich aufsaugt. 
Wenn Levi mal wieder im Dauer-Nörgel-Modus ist, dann ziehen wir uns an und gehen raus. Das wirkt Wunder! 
Die Natur erdet. Sie bringt einem zurück zum Wesentlichen. In´s hier und jetzt.



It´s all about mindfulness


Hier und Jetzt. Genau hier sollten wir immer sein. Als Mama, als Papa, als Familie. Und unsere größten Vorbilder sollten genau die kleinen Menschen sein, um die man sich im Grunde genommen so viel sorgt und dadurch vermeintlich stressen lässt. Kind sein! Die Welt durch Kinder Augen sehen.
Wenn man sich beim Mittag- Essen über jede einzelne Nudel ärgert, die dank dem Kind mal wieder auf dem Boden landet und dann letztendlich am elterlichen Socken kleben bleibt, sollte man sich vielleicht in die Lage des Kindes versetzen - Das Kind als kleinen Forscher erleben, der gerade begeistert feststellt das es so etwas wie Erdanziehungskraft gibt. Das Kind kleckert nicht, es forscht! Klingt doch schon viel erträglicher, oder? 
Und wenn man mal wieder wie ein Pack- Esel beladen vom Drogerie- Markt schnell nach Hause will, das Kind aber bei jedem Kleeblatt am Wegesrand stehen bleibt: Tüten abstellen und mit angucken! Wann hab ich das letzte mal ein Kleeblatt sorgsam begutachtet? Richtig, als Kind! Vielleicht finden wir ja ein vier-blättriges. Das rahmen wir dann ein und erinnern uns später einmal genau an diesen Moment zurück. 
Oft verliert man die Achtsamkeit auch gegenüber seinem Partner, der nicht nur Mama oder Papa ist sondern auch die Person in die man sich mal Hals über Kopf verliebt hat. Seid achtsam zueinander. Und auch ganz wichtig: nehmt´s mit Humor. Oder mit einer Flasche Rotwein. Bio. Natürlich! In diesem Sinne...


Du bist so müde
Ich sag, du mich auch
Ich mein, ich lieb dich jetzt erst recht
Und du mich auch

Zitat Ende.










Buch Empfehlung zum Thema:


Slow Family - Sieben Zutaten für ein einfaches Leben mit Kindern

Julia Dibbern & Nicole Schmidt
Beltz Verlag








Mittwoch, 20. Dezember 2017

Parents Night Out - Levi allein Zuhaus

Zweisamkeit. Was war das gleich nochmal?
Mal eben kurz im Duden nachschlagen.


Zwei|sam|keit, harmonisches, oft romantisches Zusammensein von zwei Personen, ohne störende andere Personen



Nein, selbst nach zwei mal durchlesen leuchtet mir keines der Wörter ein. Da blitzt keine Glühbirne auf über meinem Kopf. Nicht mal eine ganz kleine LED. 

Zu lang her. 
Da fragt man sich schon, ob man das überhaupt noch kann - harmonisch Beisammensitzen. ZU ZWEIT! Ohne ständiges automatisiertes Kindermund Abwischen, Essen vom Fußboden auflesen und Aufpassen das der Teller auch ja an seinem Platz stehen bleibt. Heute Abend wird sich raus stellen ob wir als Eltern- Paar noch Date- tauglich sind. Die Spannung steigt ins Unermessliche.

Levi bleibt heute Abend also das erste mal alleine bei Oma und Opa. 

Alles liegt griffbereit im Wohnzimmer, so dass Oma und Opa (hoffentlich) so wenig Stress wie möglich erwartet: ein Ersatz- Schlafanzug, ein zweiter Schlafsack, zwei Windeln, Feuchttücher, Zahnbürste, Lieblingsbuch. 
Auf die "Wie man das Baby am besten beruhigt"- To-Do-Liste hab ich dann doch verzichtet. Man vergisst schnell, das `Großeltern sein` bedeutet, dass sie ja auch selbst mal irgendwie mindestens(!) ein Baby gehabt haben müssen. In diesem Fall waren es sogar vier! Und die sind alle samt ganz hervorragend groß geworden. Also Mutti, aufatmen! 

Halb Acht, das Kind liegt im Bett und trinkt seinen Schlaftrunk - Der perfekte Zeitpunkt um unauffällig zu verschwinden. Schnell noch ein bisschen Maskara auf die Wimpern und los gehts. Früher hätte mich das Fertig machen mindestens zwei Stunden gekostet, heute kann man das Wort Stunden durch Minuten ersetzen. 

Noch 10 Minuten bis der Bus kommt. Schnell noch die Wickeltasche greifen. Ach Nein, brauch ich ja gar nicht. Und auf einmal fällt mir auf wie leicht so eine Handtasche doch ist. 

Auf dem Weg zur Haltestelle höre ich das Kind im Ohr weinen und versuche es innerlich zu beruhigen. Gar nicht so einfach vom Mama- Modus in den Date- Modus umzuschalten. 
Bus kommt. Als ich in meiner Jacke nach Bargeld für den Fahrschein greifen will, fällt mir ein Brio- Zug aus der Jackentasche. Ob der Busfahrer das wohl auch akzeptiert? Wohl kaum. Zum Glück hat Papa sein Portemonnaie griffbereit. (Papa... Ich meine Elias! Wir haben ja auch noch richtige Namen. Hatte ich schon fast vergessen. Wird Zeit diese heute Abend mal wieder zu benutzen.)
Und Elias(!) hat auch noch mehr nützliche Sachen griffbereit. Ein Dosenbier! 
Das hilft sicher um Abzuschalten. Im Bus Richtung Großstadt mit Dosenbier in der Hand - noch einmal wie 16 fühlen. Irres Gefühl! Prost.

Im Restaurant angekommen suchen meine Augen unterbewusst schon nach dem Tripp Trapp Stuhl. Zum Glück kommt sofort die nette Bedienung die mich freundlich daran erinnert das wir einen Tisch für zwei reserviert haben.

Uns erwartet heute Abend ein 5 Gänge Menü. Und zu jedem Menü gibts das passende Glas Wein. 
Nach dem zweiten Glas merke ich, wie ich langsam albern werde. Nach dem dritten realisiere ich, das es schon 22 Uhr ist und meine Augen langsam aber sicher schwerer werden. Apropos - Ob das Kind zuhause wohl schläft?

Vor so einem langersehnten Date freut man sich schon Tage vorher auf so viele Themen für die man dann endlich Zeit hat sich in Ruhe zu unterhalten. Und über was unterhält man sich dann wirklich? Über die Zahnschmerzen des Kindes und das der nächste Wachstums- Schub laut Baby- Ratgeber in Kürze ansteht. 

ABER ich weiss nicht, wann ich das letzte mal mit so viel Achtsamkeit mein Abendessen zu mir nehmen durfte. Das gibt "Slow Food" eine ganz neue Bedeutung. 
Nach dem dritten Gang (und Wein) wirken wir von außen betrachtet auf einmal viel entspannter und finden auch so langsam andere Themen unabhängig vom Kind zuhause. Und so langsam kann man sich auch wieder an die Zeiten ohne Kind erinnern. Da war ja mal was!
Aber trotz alle dem, ich möchte auf keinen Fall die Zeit zurück drehen, so schöne diese auch war. Viel zu sehr vermisse ich nach mittlerweile 2 Stunden Abstinenz mein Baby, welches Zuhause bei Oma und Opa hoffentlich entspannt im Bett liegt. Aber das Dessert wirft mich dann doch nochmal kurz zurück ins Hier und Jetzt und lässt mich die ruhigen Momente der kostbaren Zweisamkeit genießen. 
Und einer der positiven Nebeneffekte vom oft so gestressten Eltern- sein ist ja der, dass man solche Dates dann umso mehr geniest und auskostet. Und da kommt auch schon das Wein Glas fünf von fünf!
Prost Papa. Auf uns!



Donnerstag, 12. Oktober 2017

Daily routine - same procedure as everyday?

Some days I amaze myself.
Other days I put the laundry in the oven.

Es gibt sie wirklich, solche Tage. Und nicht selten sind es genau die Tage, die im Kalender ganz fett mit Edding markiert sind weil etwas ganz tolles ansteht. Etwas, auf das man sich schon seit Ewigkeiten freut. Und genau dann, wenn die Vorfreude am größten scheint - nämlich in der Nacht zuvor, entscheidet sich das Baby heute Nacht mal lieber nicht zu schlafen. Weil: darum! Und ur-plötzlich kommt in einem so ein inneres und leicht zum über-dramatisieren neigendes "Warum nur? Warum nur ich, lieber Gott?!" - Gefühl hoch und man möchte den morgigen Tag am liebsten einfach komplett canceln und aus dem Kalenderblatt radieren.
Oder auch just in diesem Moment, in dem ich mir endlich mal wieder vorgenommen habe mich mit einer heißen Tasse Kaffee an den Schreibtisch zu setzen um mal wieder einen Blog- Beitrag zu verfassen. Als hätte Levi eine extra ausgebildete Spürnase für solche Augenblicke schreit er oben im Kinderzimmer nach Mama und hat ausnahmsweise mal keine Lust auf Mittagsschlaf. Ach ja, und die Windel ist auch noch voll mit wohlig- duftendem Inhalt. Und genau an solchen Tagen passiert es dann, dass die volle Windel aus Versehen im Wäschekorb landet statt im Mülleimer. 

Aber natürlich gibt es auch andere Tage. Tage, an denen man morgens aufwacht und einem die Sonne förmlich ins Gesicht scheint weil das Baby in der Nacht 12 Stunden durch geschlafen hat, der Papa von unten ruft "Frühstück ist fertig!", die anfallende Hausarbeit gestern schon erledigt wurde und es bestenfalls noch Wochenende ist und keiner auf Arbeit hetzen muss. 
Aber da solche Tage zugegeben eher die Seltenheit sind und Wochenende eben nur am Ende der Woche vorkommt, muss man versuchen das Schöne auch im Alltag zu finden und sich hier und da ein paar kleine Entspannungs- Inseln zu schaffen.

Wenn nichts Außergewöhnliches ansteht, sieht bei uns unsere "daily routine" folgendermaßen aus: 

Unser Wecker, auch Levi genannt, weckt uns jeden Morgen meist Punkt 7.00 Uhr mit nasser Windel, manchmal auch nassem Pyjama (da fällt mir wieder ein, dass ich "Pampers" gern mitteilen möchte dass ihr Werbeslogan "12 Stunden Trockenheit" ´n Scheiss funktioniert).
Levi frisch machen. Frühstücken - für Levi meist Brot mit Avocado und Banane und für uns eine Schüssel Müsli oder Haferbrei mit Früchten. Und dann muss der Papa auch schon auf Arbeit radeln. Ich widme mich dann meist dem Abwasch und bereite Levis Milch- Flaschen für den Tag vor.
Gegen 10 Uhr wird Levi dann meist nochmal von einer Welle Müdigkeit übermannt und hält noch ein kleines Schläfchen. In der Zeit finde ich dann Zeit für mich (nachdem ich Levis hinterlassenes Chaos beseitigt habe). Ich gönne mir dann eine zweite Tasse Kaffee und widme mich einem Buch oder einer Zeitschrift. Meist läuft nebenbei leise Radio. Und die Waschmaschine!
Wenn Levi wieder erwacht von seinem Schönheitsschlaf überlegen wir uns was wir zum Abendessen kochen möchten und gehen gemeinsam einkaufen (ich gehe wirklich meist jeden Tag frisch einkaufen, ich gehöre absolut nicht zu der Gruppe Menschen die Einkaufen verteufelt, ich bin im Team #GroceryShoppingLovers). Zuhause angekommen bekommt Levi Mittagessen. Gekochtes Gemüse und zum Nachtisch am liebsten Blaubeeren.
Und gegen 13 Uhr ist dann auch schon wieder Zeit für´s Mittagsschläfchen. Viele Mütter (und Väter) hören bestimmt oft den Rat, dass man sich doch mit hinlegen soll zum Kraft tanken. Aber ich kann das nicht, ich nutze die Zeit lieber für Dinge die ich gern tue und mir ein gutes Gefühl geben. Zum Beispiel kreative Dinge. Basteln, Malen, Schreiben. Oder auch Backen! Besonders im Herbst lässt sich´s gut backen und schafft eine gemütliche Atmosphäre im Haus. Oft nutze ich auch die Zeit dazu um mich mit meinen (viel zu weit entfernten) Freunden und Familie in der Heimat auszutauschen. Allgemein der soziale Austausch ist für mich unheimlich wichtig im Alltag. Gerade aus dem Grund, weil ich hier nicht mal eben schnell meine beste Freundin zu Kaffee und Kuchen einladen kann, da uns hunderte Kilometer trennen seitdem wir in der Niederlande wohnen.
Am Nachmittag, wenn Levi wieder wach ist, gibt es meist einen Früchte Snack und danach wird ausgiebig gespielt. Und da ich zur Generation VOX- Opfer gehöre, läuft meist auch um 15 Uhr eine Folge "Shopping Queen" nebenher und Guido kann uns manchmal beim Spielen zuschauen. Jetzt aber genug mit Fernsehen! Nach meiner täglichen Portion Bildungsfernsehen bereite ich meist schon das Abendessen vor. Nicht selten probiere ich neue Rezepte aus, die ich mir vorher im Internet raus gesucht habe. Ich liebe kochen! Kochen steigert nicht nur die Laune sondern auch das Selbstbewusstsein, denn nichts ist schöner als ein "Mhhh, Lecker!" von den Liebsten.
17 Uhr ist dann meine absolute Lieblingszeit auf die ich mich den ganzen Tag freue - Papa kommt nachhause - Yippie Yippie Yeah - was nicht zuletzt heist das Mama jetzt auch mal das Baby abgeben kann und genüsslich zu Justin Biber (ich höre sonst nur Indie, ehrlich!) unter der Dusche tanzen kann.
Dann gibt´s Abendessen. Wir versuchen meist alle drei zusammen am Tisch zu sitzen, manchmal klappt das aber nicht weil mein Kind sonst vermeintlich vor Hunger umkommen würde. Und das wollen wir ja nicht. Baby first!
Danach ist meist noch Daddy- Levi- Quality- Time, beinhaltet rum albern, Bett- fertig machen, rum albern, Gute Nacht Lied hören und dann hoffentlich nach einer warmen Flasche Milch ruhig einschlafen. Also Levi, nicht Papa. Denn den brauch ich jetzt noch für ein gemeinsames Glas Rotwein und die ARD Mediathek auf der Couch - MAN! Sind wir spießig geworden!

Und morgen geht alles wieder von vorne los. Und das ganz sicher nicht genau so wie gestern. Denn jeder Tag ist ganz besonders auf seine eigene Art und Weise. Egal wie kurz die Nacht war oder wie groß der Wäscheberg ist.

Und das nicht zuletzt Dank Dir, Levi!







Freitag, 28. Juli 2017

All you need is less


1. Identify the essential  
2. Eliminate the rest 

Ein Kuli, ein Notizbuch, mein Macbook und eine Tasse Kaffee. 
Wenn ich auf meine vor mir liegenden Arbeitsmaterialien schaue, fällt mir auf wie akkurat alles nebeneinander in einer Reihe liegt. Natürlich alles farblich miteinander abgestimmt. Versteht sich!
Und auch wenn ich meinen Blick durchs Wohnzimmer schweifen lasse, mein Auge erfasst nichts was nicht zu dem jeweils anderen passen würde. 
Wenige Augenblicke bevor ich mich an meinen Arbeitsplatz gesetzt habe, habe ich Ordnung geschaffen. Den Abwasch erledigt, abgetrocknet, in die Schränke verstaut. Sämtliches Spielzeug vom Boden aufgesammelt und in die Kiste geräumt. Den Tisch abgewischt, mir einen Kaffee gebrüht und mir eine gemütliche Atmosphäre geschaffen. 
So kann ich am besten arbeiten. Um es mit anderen Worten zu sagen: umso weniger Dinge ich um mich herum habe, desto aufgeräumter scheint es in meinem Kopf.




Wenn uns Freunde und Verwandte besuchen, fällt nicht selten der Satz: 
"Hier sieht es aus wie in einem Möbel-Katalog!". Alles ganz geradlinig und minimalistisch. Und da sind wir schon beim Thema:

Minimalismus.

Was ist das eigentlich? 

Jeder spricht momentan davon. In jedem Interior- Magazin ist das Thema mindestens einmal aufgegriffen. Und auch die angesagten Mode- Blogger übertrumpfen sich gerade gegenseitig mit minimalistischen Schnitten und Mustern in ihren #outfitoftheday- Posts. 
Aber es ist keinesfalls eine kurzlebige Mode- Erscheinung. Zumindest für mich nicht, denn Minimalismus hilft die wichtigen Dinge im Leben zu sehen und zu zelebrieren. Es lehrt uns Dinge wieder mehr Wert zu schätzen. Und vor allem, jetzt kommt der für mich wichtigste Aspekt zum Thema, nicht im Konsum zu ertrinken. 
Denn in der heutigen Gesellschaft neigt man viel zu schnell zu Neid. Jeder berichtet auf Instagram von seinen neuen Shopping- Erfolgen und teilt der Welt ganz stolz mit welch tolle Dinge er sein Eigentum nennt. 
Und ich würde lügen wenn ich das verneinen würde. Natürlich war ich auch schnell mit Neid erfüllt  und wollte unbedingt auch dieses super tolle neue it-piece haben von dem alle reden. Aber anstatt vermeintlich zufriedener zu werden, wurde ich von mal zu mal unruhiger und wollte natürlich immer wieder etwas Neues haben. Etwas NOCH schöneres. Das ist ein Teufelskreis. Und er lässt sich nur schwer durchbrechen. 
Doch irgendwann habe ich die Liebe zum Aussortieren entdeckt. Spätestens seit unserem Umzug in die Niederlande habe ich gemerkt und gefühlt wie gut es tut sich von Dingen zu befreien. Und ich könnte direkt weiter machen, denn wir haben immer noch zahlreiche Kisten voll mit Dingen, die wir nicht benutzen. Schlicht und einfach nicht brauchen. Und jeder Gegenstand den man besitzt, nicht nutzt oder vor allem nicht schön findet, ist eine Last.

"Have nothing in your houses that you do not know to be useful, or believe to be beautiful." - William Morris

Genau das habe ich mir zum Motto gemacht. 
Und es ist unglaublich befreiend!




Aber Minimalismus lässt sich auch in anderen Bereichen des Lebens gut einbauen. Zum Beispiel beim Essen. Wie oft war ich schon im Supermarkt und kam mit vollen Einkaufstüten voller "Sonderangebote" und "Preisknaller" wieder raus. Der vollgestopfte Kühlschrank wurde aber nur selten leer und so landeten
 viele Dinge früher oder später in der Bio-Mülltonne. 
Durch erste kleine Schritte kann man schon viel verändern und bewirken.
Wenn man sich angewöhnt vorher einen Einkaufszettel zu schreiben, landet auch meist nur das im Einkaufswagen was man wirklich benötigt. Und man sollte mit Achtsamkeit die Lebensmittel auswählen. Viel zu schnell greift man zu den günstigen Produkten und packt viel statt Qualität ein. Umso achtsamer man einkauft umso achtsamer sitzt man dann auch am Esstisch und isst mit mehr Genuss. 
Also lieber ein etwas teureres Stück frischen Käse vom Bio- Bauern um die Ecke als drei Packen Discounter- Käse aus dem Kühlregal. Mit Schokolade funktioniert das bei mir am besten. Wenn ich mir eine gute Tafel Schokolade kaufe, die bestenfalls Fair- Trade hergestellt wurde und eine schöne Verpackung hat, habe ich viel länger Freude und Genuss daran. Ich nasche jedes Stück mit Bedacht und lasse es buchstäblich auf der Zunge zergehen. Viel besser als ein dutzend Tafeln Milka im Schrank zu haben, da greift man viel schneller mal zu und isst die Schokolade dann weg wie Brot.

Und auch eine Kleiderstange mit liebevoll ausgewählten Kleidungsstücken kann das Leben um Einiges vereinfachen. Wenn man nur noch seine Lieblingskleider besitzt, muss man sich keine Gedanken mehr machen was man denn nun heute wieder anziehen könnte. Man greift gezielt zum Lieblingsstück und trägt es mit Freude und vor allem mit Selbstbewusstsein. Wenn man seinen eigenen Stil gefunden hat, ist das ganz einfach umzusetzen. Und ganz nebenbei tut man der Welt noch etwas Gutes wenn man seine aussortierten Kleider zum Sozialverein auf der Straße oder zur Flüchtlingshilfe bringt. Und das wiederum ist doch noch ein viel besseres Gefühl als ein Schrank voller Kleider. 
Oder? Ja sicher!

Minimalismus heisst auch Dinge selbst zu machen. DIY!
Nichts behandelt man mit mehr Anerkennung als Dinge die man mit Liebe selbst designed und geschaffen hat. Vielleicht also einfach zur nächsten anstehenden Geburtstagsfeier selbst eine Karte falten und bedrucken und einen Strauß Blumen pflücken.Begeisterte Blicke garantiert! 

Weniger Dinge zu kaufen bedeutet auch mehr Geld für andere Sachen zu haben.
Zum Beispiel für Ausflüge. Für schöne Momente die man mit der Familie und seinen Freunden teilen kann. Niemand erinnert sich in fünf Jahren noch an den Moment, an dem er ein paar Schuhe im SALE gekauft hat. An den Tag, als man gemeinsam am Meer stand und die Möwen über den Köpfen kreisten während man dem Rauschen der Wellen lauschte aber schon! 

"Collect moments not things!"

Aber natürlich fällt es auch mir nicht leicht Minimalismus in allen Lebenssituationen zu befolgen. Vor allem bei meinem Sohn werde ich oft schwach und kaufe (noch) zu viele Dinge. Babysachen sind aber auch immer verdammt niedlich, fast schon gemein!
Aber ich strebe danach mich stets zu verbessern. 
Denn ich möchte ja nicht zuletzt auch meinem Sohn mit auf den Weg geben, was es heißt zu Genießen und auf was es im Leben wirklich ankommt. 


Draw something.
Sew something.
Cook something.
Build something.
Read something.
Play something.
Make something.

Buy nothing.




Buch- Tip zum Thema:


Einfach leben  - der Guide für einen minimalistischen Lebensstil

Lina Jachmann




Mittwoch, 12. Juli 2017

Daddy Cool


Dadn.

1. Father, guardian, protector, carer, friend 2. teacher, 
mentor, coach, task master, listener 3. sports fanatic, mower man,
king of corny jokes and crap facts, taxi, bank, part-time fun guy, part-time fun police 
4. tough on the outside, soft in the middle 5. best dad a kid could ask for




Heute morgen bin ich über einen Zeit.de - Artikel gestolpert, der mir erstens ein "oh, ertappt!"- Gefühl vermittelt hat und zweitens einen ordentlichen Denkanstoß verpasste. Die Überschrift lautete: "Männerrollen in der Familie: Der Vater muss zwischen Mutter und Kind treten". 
Zugegeben, dachte ich erstmal "so ein Quatsch" und "bei uns ist das nicht so".
Aber umso länger ich darüber nachdachte und mich mit einer anderen Mama darüber austauschte, desto mehr wurde mir bewusst: Doch!

Anhand von Beispielen aus unserem Alltag möchte ich euch verdeutlichen warum ich mich ertappt gefühlt habe und was ich gern an meiner Rolle als Mutter ändern möchte.

Jedoch gleich eins vorne weg, zu meiner Persönlichkeit zählen zwei wesentliche Dinge die meinen Alltag im Haushalt mit Kind stark beeinflussen: strukturiert und ordnungsliebend. Daher erkennt sich vielleicht nicht sofort jede Mutter in meinem Artikel wieder. Aber ich bin mir fast sicher bei ein, zwei Textpassagen wird auch bei euch eine Gedankenblase über dem Kopf aufploppen in der ganz groß ERWISCHT! geschrieben steht.

In unserer Familie ist es so, dass mein Freund 40h in der Woche auf Arbeit ist und ich mit Levi zuhause bin. Bis Oktober bin ich noch in Elternzeit. Was danach kommt ist ein 
anderes ( für mich schwieriges ) Thema über das ich mir auch bald Gedanken machen muss. Aber das wäre schon wieder ein neues Blog- Thema wert.

Ich verbringe also 24h am Tag mit meinem Baby. 7 Tage die Woche. Bei meinem Freund ist das anders und ich bin mir ziemlich sicher, dass fällt ihm nicht leicht.
Wenn man dann Nachts noch aus dem Tiefschlaf gerissen wird, weil das Baby nebenan vermeintlich pupsen und das mit herzzerreißendem Weinen mitteilen muss ist man ja so schon nicht mit bester Laune ausgestattet. Wenn es dann auch nicht mit einem Schnuller oder einer Flasche warmen Milch zu beruhigen ist, macht das die Situation nicht gerade besser. So gerät man schon mal an die Grenzen seiner Nerven und als Paar schnell aneinander. 
Normalerweise ist es bei uns so, das ich in der Woche die "Nachtschichten" Zuhause übernehme. Es ist für mich selbstverständlich, dass ich da meinem Partner den Rücken freihalte. Somit bin ich routiniert was die Reihenfolge meiner Beruhigungsmaßnahmen anbelangt. Wenn dann am Wochenende mein Freund übernimmt plagt mich dennoch ein schlechtes Gewissen wenn ich im Bett liegen bleibe. Dann schießen einem auch ganz unbewusst Gedanken durch den Kopf wie "wenn er es so und so machen würde, dann würde Levi wahrscheinlich schon lange wieder schlafen" oder "wenn ich aufstehe und übernehme können alle Beteiligten schneller wieder ins Bett". Meistens übernehme ich dann auch. Und dabei stellt sich die Frage: helfe oder belaste ich meinen Freund damit? Denn so wird er garantiert keine eigene Routine finden unser Kind zu beruhigen. 

Aber vielleicht ist es gerade das was ich nicht kann. Kontrolle abgeben und meinen Freund die Situation so gestalten lassen wie er es in dem Moment für richtig empfindet. Vielleicht möchte ich, dass nach meinen Vorstellungen gehandelt wird. Das er es so macht wie ich. 
Und genau DAS ist der große Fehler!

Dieser Fehler lässt sich auch in anderen Situationen gut widerspiegeln.
Zum Beispiel beim Brei geben. Gerade in der Zeit als Levi gelernt hat Brei zu essen habe ich den Löffel ungern aus der Hand gegeben. Eben weil man das Gefühl hatte, man kann es selbst am besten und ist so schneller durch mit dem Füttern. Natürlich immer auch im Hinterkopf die gefühlt 100 anderen Aufgaben im Haushalt die man vermeintlich unbedingt heute alle noch schaffen muss. 
Oder beim Wickeln. Gerade jetzt wo Levi richtig aktiv wird und nicht mehr an einem Fleck bleiben will, vor allen Dingen nicht beim Windelwechsel geschweige denn An- und Ausziehen. Da fühlt man sich manchmal wie David gegen Goliath. 
Und auch hier wieder: Mittlerweile habe ich mir routinierte Handgriffe angeeignet die das zappelnde Baby bändigen. Und so übernimmt wieder Mutti, und das nicht weil sie es muss sondern aus eigenen Stücken. 

Viel zu oft erwische ich mich beim Aussprechen von lautgedachten Sätzen wie:
"Mach lieber weniger Brei auf den Löffel" , "Zieh die Windel lieber im Sitzen an" , "Nicht so viel rumalbern beim Essen" , "Jetzt lass ihn doch mal".
Und keiner dieser Sätze soll meinem Freund vermitteln dass er es falsch macht. Tun sie aber. Und viel zu selten mache ich mir darüber Gedanken ob das nicht auch weh tun kann. 

Es fällt mir unglaublich schwer einen geeigneten Mittelweg zu finden zwischen Aufgaben abnehmen und Kontrolle abgeben. Ich habe auch ständig das Gefühl unter Strom zu stehen und  alles im Griff haben zu müssen. Dabei zwängt mir dieses Gefühl keiner auf, keiner löst den Druck auf mich aus. Das bin ich selbst. 
Und die Tatsache, das ich immer eine ordentliche Wohnung vorfinden möchte und kein schmutziger Teller in der Spüle stehen darf, vereinfacht die Situation nicht. 

Was ich daraus lerne ist, dass ich auch mal alle viere gerade sein lassen muss. 
Den Druck im Kopf ausschalten. 
Abwasch stehen lassen. Den riesigen Haufen Bügelwäsche im Hauswirtschaftsraum gekonnt umgehen. Die Kaffeemaschine die dringend entkalkt werden muss zu ignorieren. Und das Spielzeug- Wirrwarr auf dem Boden einfach mal liegen lassen. Und auch der Müll darf morgen erst weg gebracht werden, er hat es nicht eilig.
Letztendlich Papa und Sohn einfach mal machen lassen. Denn ich weiss im Inneren ganz genau, dass ich im Nachhinein eines besseren belehrt werde. Das Levi auch glücklich ist, wenn er seine frische Windel 2 Minuten später am Po hat. Dass das Brei essen noch mehr Spaß macht wenn er überall klebt. Das Levi auch nachts gern über Papas Witze lacht und trotzdem wieder in den Schlaf findet. 
Denn Levi hat den besten, tollsten, schönsten, liebenswertesten, sorgsamsten und witzigsten Papa den er sich wünschen kann. Und ich den besten Partner an meiner Seite, ohne den der Alltag nicht halb so schön und lebenswert wäre. 
Und wenn ich doch mal wieder alles besser wissen möchte:

Keep calm and daddy on!

You rock!






Donnerstag, 22. Juni 2017

Your first breath took ours away

Geburtstbericht.

Schreibe ich einen? Schreibe ich keinen? Und wenn ich einen schreibe, dann lass ich die unschönen Details lieber weg. Zu verstörend. Aber dann fehlt ja die Hälfte?! 
Hin und Her überlegt. Gegrübelt. Gedanken geordnet. 
Die Geburt revue passieren lassen. 
Aus Erinnerungsfetzen wurden Stichpunkte. Aus Stichpunkten wurde ein Text. Und aus dem Text wurde die wohl schönste Geschichte meines Lebens. 
Die Geschichte der Geburt meines Sohnes. Ganz unverblümt.
Und sie soll so beginnen:

28.10. , Due Date, 10 Uhr Morgens, Frauenarzt- Praxis.

Ich habe noch ziemlich genau die Worte meiner Hebamme im Ohr:

"Wenn die Fruchtblase platzt - keine Panik - dann können Sie sich ruhig noch einmal entspannt ins Bett legen und weiter schlafen. Am besten lassen Sie auch Ihren Partner in Ruhe weiter schlafen, damit er noch etwas Kraft tanken kann. Wecken Sie ihn nicht."

29.10. , 2 Uhr Nachts , Schlafzimmer.

Ich habe versucht dem Rat meiner Hebamme zu folgen. Wirklich. 
Ich hab´s versucht:

"SCHEISSE! Wach auf! Oh Gott! Wach auf! Sie ist geplatzt! Was mach ich jetzt? 
Ruf ein Taxi! Nein, ruf kein Taxi. Ruf den Krankenwagen! Haben wir alles in der Klinik- Tasche? Wo ist die Tasche überhaupt? Ich zieh schon mal die Schuhe an."

Nachdem ich den langersehnten Moment ein wenig verdauen konnte, hatte ich trotz leichter Wehen beschlossen mich doch noch einmal hinzulegen um noch etwas zu schlafen. 
Ganze 30 Minuten habe ich ausgehalten. Mit Augen auf. Dann haben wir den Kranken- Transport gerufen. 

"Heute Mittag halten wir bestimmt schon unser Baby in den Armen!" Haha. Heute Mittag. Was ein schlechter Witz im Nachhinein. Ich Naivchen.

Denn im Krankenhaus angekommen ereilte uns erstmal folgende Neuigkeit:
"Aber Ihre Fruchtblase ist doch noch gar nicht geplatzt! Der Fruchtwasser- Test ist negativ!". Hebamme Petra war genau so fassungslos wie wir. Ich habe bis heute keine Ahnung was meine Pyjama- Hose stattdessen geflutet hatte, wenn nicht Fruchtwasser. Aber ehe ich überhaupt dazu kam darüber nachzudenken, sprach Hebamme Petra: "Dann können Sie theoretisch auch erstmal wieder nach Hause!". Nach Hause? Hat die wirklich gerade gesagt "nach Hause" ?! Während ich langsam weinerlich wurde und gehofft hatte, dass wir nicht nach Hause geschickt werden, schrie sich eine Frau im nebenanliegendem Kreißsaal die Seele aus dem Leib. Angsterfüllt schaute ich zu meinen Freund, dann mussten wir beide kichern. Wir blieben guter Dinge und waren uns ziemlich sicher: 
ICH werde nicht so schreien. Humor muss man haben!

Schichtwechsel, 5 Uhr Morgens. Hebamme Petra überreichte Hebamme Waltraut meine Patienten- Akte. Hebamme Waltraut schaute mich verdutzt an und fragte mich: "Kennen wir uns nicht? Wir kennen uns doch! Sie kommen mir so bekannt vor!"
Zerzauste Haare, verschmierte Wimperntusche, Jogginghose, schmerzerfüllter Blick. Mein Äußeres glich dem von Amy Winehouse nach einer zu langen Nacht im Pub. Ich weiß nicht genau mit wem sie mich verwechselt hatte. Ich jedenfalls hatte diese Frau noch nie in meinem Leben gesehen.
Wie dem auch sei. Sie schloss mich ans CTG. Leichte Wehen- Tätigkeit, noch nichts Dramatisches. Aber wir durften da bleiben!
Wir kamen in ein so genanntes Vorwehen- Zimmer in dem wir uns ein wenig ausruhen sollten. Das CTG blieb die ganze Zeit an meinem Bauch. Die Wehen blieben konstant. 

Schichtwechsel, 7 Uhr Morgens. Hebamme Carmen brachte uns ein Früchstücks- Tablett. Für meinen Freund eine Tasse Kaffee, für mich eine Tasse wehenfördernden Tee und ein Zäpfchen für den Muttermund- was vielversprechend klang blieb ziemlich erfolglos. 
"Dann machen wir jetzt erstmal einen schönen Einlauf!" -  Hebamme Carmen hatte eine ausgesprochen komische Definition von "schön". Aber nagut! Let´s do this. 

"Möchten Sie mal in die heiße Badewanne?" - Oh Ja! Nach dieser Tortur genau das Richtige! Dachte ich zumindest. Denn die heiße Wanne lies mich meine Wehen noch viel stärker empfinden als ohne hin schon. So hievte ich mich nach 10 Minuten Plansch- Vergnügen wieder aus der Gebär- Wanne und legte mich wehleidig zurück ins Bett. Mein Freund wich mir nicht von der Seite, streichelte meinen Bauch, sprach mir Mut zu und updatete nebenbei die ungeduldigenn und aufgeregten Familien- Mitglieder via WhatsApp- Familien- Chat. 

Schichtwechsel, 14 Uhr. Hebamme Luise stellte sich kurz vor und 5 Minuten später hatte ich schon eine Nadel in meiner rechten Po- Backe. "Jetzt werden Sie erstmal eine Weile schlafen, das wird Ihnen gut tun!". Wenigstens die Schlafmittel- Spritze hielt was sie versprach. Bis 17 Uhr konnte ich  schlafen, dann haben mich unsanfte Wehen geweckt. Meine Gefühlslage wechselte zwischen freudigem "Endlich geht´s los" - Gejauchze und "Es tut so weh"- Geseufze. Hebamme Luise hat uns gebeten auf dem Flur ein paar Runden zu drehen. Treppen steigen wäre auch super, meinte sie. Gesagt, Getan.
Mittlerweile waren die Wehen so stark, dass ich laut mittönen musste. 
Mittönen - das ist wirklich eine liebevolle Umschreibung, wenn man bedenkt dass man bei jeder Wehe rum stöhnt wie eine trächtige Kuh. Der fremde Mann, der etwas bekümmert mit im Flur saß und wohl auf seine schwangere Frau wartete um sie von der Vorsorge- Untersuchung abzuholen, hatte wahrscheinlich das Gleiche gedacht und sich gewünscht nicht anwesend zu sein. Aber in so einem Moment ist es einem (Gott sei Dank) herzlich egal, wer einem alles dabei zusieht während man sich aller 5 Minuten an einer Stange festklammert, in die Hocke geht und um sein Leben stöhnt. 
Zwei Stunden später gab´s Abendbrot. Ich hab nichts hinter bekommen. 

Wenn mich jemand fragen würde, was ich in diesen Stunden gedacht habe oder wie ich mich im Innersten gefühlt habe - Ich weiß es nicht. Man denkt nicht nach, man lässt schlicht über sich ergehen und ist ganz im Hier & Jetzt. 
Mittlerweile wurde mir aber bewusst, dass meine Hebamme im Geburtsvorbereitungs- Kurs nicht übertrieben hatte, als sie die lauten Stöhn- Geräusche nachahmte die eine Frau unter Wehen von sich gibt. Man ist wirklich sehr laut und ungehemmt. Ich wusste, ich werde wohl in den kommenden Stunden genau so laut schreien, wie die Frau von heute Morgen. 

Gegen 22 Uhr waren die Wehen dann so stark, dass es mir aller 3 Minuten den Boden unter den Füßen wegzog. Ich konnte mich nicht mehr auf den Beinen halten. Hebamme Luise brachte uns in den Kreißsaal. 
"Möchten Sie eine PDA? Soll ich die Anästhesisten rufen?" - ich glaube ich habe noch nie so schnell mit einem euphorischem "JA!" geantwortet. Keine 10 Minuten später wurde mir eine PDA gelegt. Das. Tat. So. Gut! 
Ich konnte wieder aufatmen. Mein Freund legte sich zu mir. Ich war vorerst erleichtert und dachte hoffnungsvoll, das Schlimmste sei jetzt bestimmt vorbei. 
Zwei Stunden später lies die PDA nach, die Schmerzen wurden immer schlimmer. Ich hielt es nicht mehr aus, drückte den Schwesternknopf und forderte eine erneute PDA. Die Hebamme gab mir aber nur noch eine leichte Dosis, da die Geburt nicht mehr in weiter Ferne schien. 
Mittlerweile wurde es Mitternacht und ich war mit den Nerven sichtlich am Ende. Ich wollte nicht mehr. Ich lag nun seit 20h in den Wehen. Und dann, wenn man am tiefsten Punkt seiner Motivations- Kraft angekommen ist, kündigen sich die ersten Presswehen an! Gegen 1.30 Uhr wurde es dann also ernst. Die Betäubung der zweiten PDA ließ nach und ich war wieder mittendrin im Schmerz. Stärker denn je. Dann kam auch schon die nächste Presswehe. Und ja, ich habe mindestens so laut geschrien wie die Frau vom vorigen Morgen. Ich habe mir den Schmerz "erträglicher" geschrien. Und zwar so laut dass ich das Gefühl hatte, der ganze Stadtteil hört mich.

Fun- Fact zum Auflockern:

Eine wohl sehr weise, frisch gebackene Mutter hat einmal folgendermaßen den Geburts- Schmerz beschrieben:
"Giving birth is like taking your lower lip and forcing it over your head".
Dem möchte ich nichts mehr hinzufügen. 

Auf jedes "Ich will nicht mehr" entgegnete mindestens eine von drei Hebammen lautstark: "DOCH - Sie schaffen das!". Und nach der nächsten Presswehe sagte die Ärztin, die zwischen meinen Schenkeln saß: "Der Kopf ist schon da, Frau Lenk, der Kopf ist schon da!". Und eine erste Erleichterung machte sich in mir breit, während ich mit meiner rechten Hand den Kopf tatsächlich fühlen konnte! Irre!
"Nach der nächsten Wehe halten Sie ihr Baby auf dem Arm!" - wenn das mal kein Motivationsschub war! Ich presste um mein Leben und eine halbe Minute später hielt die Hebamme mein Baby in der Hand. 

24 Stunden und 5 Hebammen später durfte ich nun endlich mein Baby im Arm halten. Richtige Wasserfälle haben wir geweint! Wir konnten unser Glück kaum fassen und gleichzeitig überhaupt nicht realisieren was hier gerade passiert ist. Die Strapazen der letzten Stunden - Vergessen! Geburtsschmerz - Was ist das?
Mein Baby schaute mir ganz tief in die Augen, als wollte es mir sagen: 
"Hallo Mama, schön Dich endlich zu sehen!".

- "Hallo Levi!"

Love at first sight. 









Sonntag, 11. Juni 2017

Love grows best in tiny houses


❝... with fewer walls to separate.
Where you eat and sleep so close together
you can´t help but communicate.❞


Windschiefe Wände, kleine Räume, schmale Holz- Treppe, Toilette ohne Heizung.
Aber große Fenster! 

Ich möchte euch mit diesem Artikel das Glück des Einfachen näher bringen und euch zeigen was es bedeutet behaglich zu wohnen. Auf meine Weise. Ganz ohne Badewanne, Geschirrspüler, Wäschetrockner oder Mikrowelle. Den Luxus brauchts nicht um hyggelig zu wohnen!

Apropos hyggelig. 
Habt ihr schon mal von Hygge gehört?


hy ⧫ gge  
( hue - gah ) 
das sagt Google:  
Das dänische Wort „Hygge“ lässt sich nicht so einfach übersetzen und ist auch schwierig auszusprechen (klingt ein bisschen wie „hügge“). Es kann mit „Gemütlichkeit“ übersetzt werden, doch dieses Wort deckt nicht die Bandbreite der „Hygge“ ab.

Richtig! Darum möchte ich euch mit einigen Bildern von unseren vier Wänden erklären, was Hygge für mich bedeutet (denn es kann für jeden etwas anderes bedeuten). Und dazu nehme ich euch jetzt virtuell an die Hand und zeige euch unser kleines bescheidnes Zuhause. Achtung, nicht stolpern!



Hyggelig Willkommen!




Wenn ich unser Haus betrete macht sich sofort ein wohliges Mökki- Gefühl in mir breit.
Wisst ihr was ein Mökki ist? Das ist der finnische Begriff für Sommer- oder Ferienhaus. Meist aus Holz und mit Sauna ausgestattet. Ich hatte glücklicher Weise schon oft die Gelegenheit den ein oder anderen Sommertag an einem Mökki am See verbringen zu dürfen.
Wir bewohnen unser "Mökki" aber das ganze Jahr, nicht nur im Sommer. Und eine Sauna fehlt auch. Aber wenn ihr das Knarren der Treppen hören könntet oder den Duft des alten Holzes riechen, dann würdet ihr sofort wissen was ich meine. 


Unser Haus ist aus den Fünfziger Jahren und an der einen oder anderen Ecke wirklich ein wenig renovierungsbedürftig, aber genau das macht den Charme aus.
Den Charme des hyggeligen Wohnens.


Hygge am Esstisch





Nichts ist hyggeliger als gemeinsam zu essen. Besonders im Herbst! 
Es ist zwar erst Juni, aber ich habe jetzt schon den Duft von selbstgemachtem Gemüse - Eintopf in der Nase. 
Na, riecht ihr´s auch? Mhhhh.

Das Auge isst ja bekanntlich mit. Darum ist es mir auch wichtig an einem schön gedeckten Tisch zu essen. Bei uns kommt zu jedem Abendessen eine Serviette, am liebsten von Marimekko, an den Teller. Und eine Kerze darf auch nicht fehlen! Denn nichts ist hyggeliger als Kerzenschein!



Wusstet ihr das jegliches Heißgetränk aus kleinen Schälchen dem Gaumen noch mehr schmeichelt?
Probiert´s mal aus! Schmeckt gleich viel hyggeliger.


Mit Hygge den Kochlöffel schwingen



In unserer Küche (Esstisch inbegriffen) spielt sich der größte Teil unseres Alltags ab. Hier wird Kaffee gekocht, nach Rezepten gestöbert, das Essen zubereitet, und und und. 
Darum muss es hier ganz besonders hyggelig sein. 


Eine Küche muss zum Verweilen einladen. Denn tut sie das nicht, macht man alles unter Hast. Und Hast ist alles andere als hyggelig. Besonders beim Essen.
Essen sollte man Geniessen. Man sollte es zelebrieren und achtsam mit allen Geschmacksnerven erfahren dürfen.



Hygge auf der Couch



Am hyggeligsten ist es auf der Couch, wenn draußen hyggeliges Wetter ist.
Für mich ist Regen und Wind die pure Hygge. Der Herbst ist demnach meine absolute Lieblings- Jahreszeit. Kein Wunder also, dass Levi Ende Oktober geboren ist. Er hat auf einen hyggeligen Moment gewartet. 


Eine große Tasse heißen Kakao (natürlich mit Sahne). Eine warme Wolldecke, gestrickt von der Schwieger- Oma aus Finnland ( geht es eigentlich noch hyggeliger?!). Ein oder zwei Teelichter anzünden (gern auch zehn). 
Und ganz wichtig, eine Schallplatte laufen lassen! 
Mein absoluter Hygge - Favorit an Regentagen: Ben Howard.
Er sollte einen Grammy in der Kategorie "Hygge" verliehen bekommen.
Aber zu Sigur Ros, Agnes Obel und Of Monsters and Men lässt sich auch gut Kuchen essen auf der Couch.
Mhhh. Kuchen. Hat jemand ein Stück für mich?


Wenn jemand auf der Suche nach einer hyggeligen Zeitschrift ist, kann ich euch die FLOW ohne jeglichen Zweifel empfehlen. Sie beschreibt sich selbst als 
"Eine Zeitschrift ohne Eile, über kleines Glück und das einfache Leben".
Dazu liegen immer wunderbare Papier- Extras bei. Wie hübsch illustriertes Briefpapier oder Geschenkpapier. Man kann viel über Mindfullness und Achtsamkeit im Alltag lesen und erfahren. Ich habe mir extra ein deutsches Abo in die Niederlande bestellt und ich freue mich jedes mal wie ein kleines Kind wenn die neue Ausgabe durch unseren Briefkasten- Schlitz in der Haustür fällt. 
Vergleichbar stark habe ich mich nur als 8- jährige über die neueste Käseblatt- Ausgabe von Diddl gefreut (gibts das eigentlich noch?) . 


Hygge erkennt man auch im Detail. 
Und erst die kleinen Dinge machen ein Zuhause so richtig gemütlich. 
Selbst gehäkelte Kissen, bemalte Teller, gepflückte Blumen.
Hauptsache Do- It- Yourself. Das ist Hygge Pur!
Nichts ist spannender als der Prozess des Selber- Herstellens.
Ganz egal ob das Endergebnis perfekt ist oder nicht. Denn somit erschafft man etwas ganz individuelles und es steckt eine kleine Geschichte dahinter!


Mein Lieblings- Dekostück? Blumen! Besonders Trockenblumen.
ich finde sie schaffen so etwas ländliches, ruhiges, beständiges.
Man kann Blüten auch wunderbar trocknen und pressen.
Besonders hübsch anzuschauen im Bilderrahmen.

Hyggelig Träumen


Wo sind wir eigentlich während wir schlafen?
Solche und andere philosophische Fragen stelle ich mir oft.
Und nirgendwo kann man schöner philosophieren und seine Träume träumen als im Bett. 
Im Schlafzimmer mag ich es minimalistisch. 
Nichts soll mich vom In-Gedanken-Schwelgen ablenken.


Auch alte Ton- Vasen vom Flohmarkt versprühen Hygge. Meine Trocken- Blumen verleihen den Vasen noch das Hygge- i-Tüpfelchen.

Der ausgediente DDR- Haartrockner, oben rechts im Bild, steht nun als Lampe umfunktioniert bei uns im Schlafzimmer und macht hyggeliges Licht.
Unter hyggeligem Licht versteht man besonders indirekte Lichtquellen.
Es darf nicht zu grell sein und muss Wärme ausstrahlen.



Levis Hygge Höhle



Ich muss gestehen, Levis kleine Räuberhöhle ist mein heimliches Lieblingszimmer. 
Wen wundert´s - steht ja auch ein Teepee im Zimmer! 
Das hat der Papa zu Weihnachten für Levi gebaut. Do - It- Yourself!

Hoffentlich werdet ihr jetzt nicht zu sehr neidisch.
Wenn doch, baut euch doch selbst eins!
Ihr braucht dazu eigentlich nur mal schnell in den Baumarkt oder zu IKEA hüpfen, da gibt´s alles was ihr benötigt für ein hyggeliges Teepee.
Besen- Stiele, festen Stoff, Leder, Seil, ein großes Feder- Kissen und ein paar Wimpel könnt ihr euch schnell aus Filz oder Jute zurecht schneiden. Näh- Nadel nicht vergessen! Am besten hört ihr beim Basteln Ben Howard und gönnt euch eine Tasse frisch gebrühten Kaffee. 
Hach, welch´ hyggelige Vorstellung.


Wenn es um hyggelige Kinderzimmer- Möbel geht, kann ich euch ein paar meiner Lieblings- Shops empfehlen. 

❥ a little lovely company 
❥ bloomingville
❥ vertbaudet


Und nicht zu vergessen und ganz wichtig sind Flohmärkte und Trödelhöfe.
Das kleine Paar Lederschuhe, unten links im Bild, habe ich aus Zufall in einem kleinen Antik Geschäft hier in Leeuwarden gefunden. 
Wer weiss, vielleicht passen sie Levi sogar bald.


Am liebsten schlendere ich durch kleine Geschäfte in versteckten Gassen und gemütlichen Nebenstraßen um nach hyggeligen Dingen Ausschau zu halten. 
Abseits von der überfüllten Innenstadt.
In der Dresdner Neustadt konnte ich das besonders gut. Und wenn ihr dort mal in der Nähe seid, dann müsst ihr diesen kleinen Laden unbedingt besuchen. 
Un-be-dingt!

Ich habe hier schon einige schöne Sachen entdeckt und mit Freude gekauft. Hier gibt es neben ausgesprochen süßer Kinder- Kleidung, Spielsachen und Kinderzimmer- Deko auch zwei ganz liebe Laden- Inhaberinnen zu entdecken.
Sie freuen sich garantiert auf einen hyggeligen Plausch in ihrem hyggeligen Lädchen mit euch!

Mai Kind





Hyggelig, nicht wahr?
Wenn ich könnte, ich würde einziehen!


Hyggeliger Lesestoff


Wenn ihr noch mehr über Hygge erfahren wollt, dann lasst euch inspirieren von Meik Wiking. Ich habe dieses Buch verschlungen und lese es momentan zum zweiten mal. Es entzückt und verhyggt!



Bis Bald!


Das war er nun. Unser Rundgang durch unsere vier Wände.
Ich hoffe sehr, dass ich euch ein kleines Gefühl von Hygge vermitteln konnte.

Draußen regnet´s. 
Darum mache ich es mir jetzt mit meiner Wolldecke auf der Couch gemütlich und werde eine Folge "Michel aus Lönneberga" schauen.
Und dazu werde ich Kuchen essen, Kakao trinken und mir ein Teelicht anzünden!
Wo ist denn eigentlich schon wieder das Feuerzeug?